Für Dorit Croissiers „Spielräume“ hat sogar der Dichterfürst Goethe seinen Stammplatz geräumt. Am Internationalen Museumstag wurde die Ausstellung im Schreiberschen Haus eröffnet. Ob italienische Weinhändler oder eine unerfüllte Liebschaft bei Hofe: Die Geschichten der Bewohner des Hauses haben die Künstlerin zu ihren Arbeiten inspiriert. Das erklärte Dr. Claudia Wulf bei ihrer Einführung in die Ausstellung, in der die Biologin von der Universität Kassel Wissenschaft und Kunst ganz unkonventionell zu verknüpfen wusste. Dorit Croissier verstehe sich als Geschichtenerzählerin, erklärte Museumsleiterin Dr. Birgit Kümmel, die die Anwesenden im sonnenbeschienenen Innenhof auch im  Namen von Museumsvereinsvorsitzender Ulrike Hesse begrüßte. Die Biografie der vielseitigen, seit 1994 freischaffend in Warburg tätigen Künstlerin zeichnete Stadtrat Udo Jost nach. Jede Menge Spielraum gibt es auch bei der Verknüpfung von Geschichte und Geschichten um das Schreibersche Haus, das im Jahr 1717 als eines der ersten Gebäude der Residenzstadt entstand. Bereits vor mehr als 200 Jahren hatte der Gelehrte Wilhelm von Humboldt das Schreibersche Haus besucht und notiert, in der Beletage seien Objekte aus der fürstlichen Kunstsammlung ausgestellt.

In eben diesen Räumen hat Dorit Croissier ihre eigens für das Haus entstandenen Skulpturen aus Porzellan und Papier in Szene gesetzt. Das geschieht eher zurückhaltend und lässt mal mehr, mal weniger Assoziationen zu. So finden sich zwei Objekte „…für John Cage“ auf dem historischen Hammerklavier im Blauen Salon, während in der benachbarten Vitrine Porzellanscherben zum Spielen einladen. Gespielt werden darf und soll auch im Rosa Salon, dem temporären Sommerdomizil der Rauch'schen Goethebüste. Auf dem historischen Parkett kann mit großen bedruckten Papierwürfeln gepuzzelt werden. Wer Geduld hat, wird mit einem Zitat des Dichterfürsten belohnt.